Software-Patente gefährden freie Software
Der massive Schaden, den Software-Patente der gesamten Branche
zufügen, trifft eine Gruppe als erste: Die Entwickler und Nutzer
von freier Software (auch Open-Source-Software genannt).
Was ist freie Software?
Freie Software definiert sich durch die sogenannten vier
Grundfreiheiten, die der Autor dem Benutzer zugesteht, nämlich
die Freiheit, die Software …
- für einen beliebigen Zweck zu benutzen,
- zu studieren und an eigene Bedürfnisse anzupassen,
- zu kopieren und weiterzugeben,
- zu verbessern und der Allgemeinheit zugute kommen zu lassen.
Eine wichtige Voraussetzung, um diese Freiheiten ausüben zu
können, ist der Zugriff auf den Quelltext der Software.
Daher nennt man Freie Software oft auch
Open-Source-Software.
„Freiheit –
nicht Freibier!“
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In dieser Definition ist nirgendwo von Geld die Rede: Es ist
ausdrücklich erlaubt und auch erwünscht, für freie Software Geld
zu verlangen.
Freie Software kann also sehr wohl kommerzielle Software
sein!
Der Gegenbegriff zu freier Software ist nicht-freie oder
proprietäre Software, bei der man die oben genannten
Freiheiten nicht hat. Auch bei proprietärer Software kann es
sowohl kommerzielle als auch nichtkommerzielle
Software geben.
(Links zu freier Software finden Sie unter:
http://www.gnu.de)
Worin besteht der Konflikt zwischen freier Software und
Software-Patenten?
Wer freie Software schreibt, möchte, daß jeder seiner Benutzer
das Recht hat, die Software nach eigenem Ermessen
weiterzuverbreiten.
Ein Patentinhaber möchte über die Verbreitung der Software die
Kontrolle behalten.
Beides zusammen ist nur möglich, wenn der Autor der freien
Software eine Lizenz für eine unbegrenzte Anzahl von
Nutzern erwirbt. Dies ist in der Regel nicht finanzierbar.
Erschwerend kommt hinzu:
Es ist bei freier Software nicht möglich, selbst Einnahmen durch
Patentlizenzgebühren zu erzielen. Für Autoren freier Software
stellen Patente nur eine Zusatzbelastung dar.
Für einen Patentinhaber ist es nicht immer leicht, eine
Patentverletzung nachzuweisen, weil man dafür die Software genau
analysieren muß. Bei freier Software ist diese Art Analyse –
anhand der offenliegenden Quelltexte – sehr leicht.
Umgekehrt ist es für Autoren von freier Software, die
routinemäßig Quelltexte aus fremden, internationalen Quellen
mitverwenden, praktisch unmöglich, zu wissen, welche Patente
ihre Software verletzt.
Die Firma Microsoft Inc. hat darüberhinaus mehrfach angekündigt,
Software-Patente gezielt gegen die Konkurrenz der freien Software
einsetzen zu wollen:
Wieso gibt es freie Software dann überhaupt noch?
Das nahezu unglaubliche Wachstum der freien Software in den
letzten Jahren täuscht leicht darüber hinweg, wie groß der durch
Software-Patente angerichtete Schaden bereits jetzt ist. Als
Beispiel sei hier der Multimedia-Bereich angeführt: Der Grund,
weshalb freie Software hier bislang nicht Fuß fassen konnte, ist
Unsicherheit angesichts der Bedrohung durch Software-Patente:
Freie Software darf Daten in bestimmten Formaten, darunter GIF,
MP3 und ASF, nicht erzeugen. Das Abspielen ist teilweise
verboten, teilweise erlaubt; diese Erlaubnis kann aber jederzeit
entzogen werden.
Dadurch daß freie Software einige De-facto-Standards nicht
unterstützen darf, hat sie starke Wettbewerbsnachteile.
Solange das freie Grafikprogramm GIMP das CMYK-Farbmodell nicht
unterstützt, ist es für professionelle Bildbearbeitung nur
bedingt geeignet. Einige für die Behandlung von CMYK-Farben
unabkömmliche Rechenregeln sind aber patentiert.
Mehrere freie Projekte im Grafik- und Multimediabereich wurden
als Folge angedrohter Patentklagen wieder eingestellt.
Seitdem einige Firmen die Wirksamkeit von Software-Patenten gegen
die Konkurrenz der freien Software erkannt haben, spitzt sich die
Lage auch auf anderen Gebieten immer weiter zu:
Die Firma Microsoft Inc. nutzt bewußt Patente, um die
Entwicklung freier Software zu verhindern, die mit ihrem
Protokoll .NET zusammenarbeitet. Dies bedeutet, daß die
Interoperabilität zwischen freier Software und Microsoft Windows
in Zukunft schlechter funktionieren wird als zur Zeit.
(Siehe dazu die Eröffnungsrede
von Steve Ballmer auf der CeBit 2002.)
Die oft als „Reasonable And Non-Discriminatory“
bezeichneten Lizenzbedingungen vieler Patentinhaber schließen
eine Nutzung durch freie Software aus.
Weitere Informationen unter:
http://swpat.ffii.org/patente/wirkungen/index.de.html
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